Wer zum ersten Mal einen Poetry Slam besucht, wird quasi zwangsläufig mit einer Menge an Begrifflichkeiten, Regelwerk, Veranstaltungsmodi und Fachvokabular konfrontiert.
Erstmal: Keine Sorge! Die Regeln sind immer leichter als sie klingen, und die Menschen, die die Veranstaltung moderieren, werden immer alles doppelt und dreifach erklären. Für alle, die sich trotzdem einen Überblick über Regeln, Abläufe und Co verschaffen, oder einfach von Anfang an mitreden möchten, haben wir euch unser Poetry Slam-ABC mit den 26 wichtigsten Begriffen zusammengestellt. In dieser Ausgabe: A -L
A – Awareness Arbeit
Wer als Künstler*in in die Slamszene einsteigt und regelmäßig Teil von Veranstaltungen ist, ist zwangsläufig immer wieder neuen sozialen, logistischen und organisatorischen Strukturen ausgesetzt. Wechselnde Personengruppen in Backstages, wechselnde Veranstalter*innen mit unterschiedlichen Vorstellungen, andere Locations, andere Bühnen, andere Hotels...you name it. Damit sich alle Menschen so wohl und sicher wie möglich fühlen, wird in der Slam-Szene gemeinhin großer Wert auf Awareness-Arbeit gelegt. So haben wir bei allen KDK-Veranstaltungen ein Team vor Ort, das für das Wohlbefinden aller sorgt und beim Schaffen von diskriminierungsfreien und respektvollen Räumen helfen soll. Dazu kommen initiativ entstandene Gruppen, wie zum Beispiel die Slam-Alphas, die feministische Werte innerhalb der Szene vertreten und verteidigen.
B–Best of Slam
Einige Veranstaltungen im Kampf der Künste Eventkalender tragen den Titel „Best of...“. Solche Slams laufen ganz ähnlich ab wie reguläre Poetry Slams, haben aber meistens ein kleineres Line Up, das aus handverlesenen Menschen besteht, die viel Bühnenerfahrung und meistens einiges an Renommee und Meister*innentiteln mitbringen. Durch das verkleinerte Ensemble bekommen alle die Möglichkeit, ihre Bühnenzeit zu verdoppeln und mehr von ihrer Arbeit zu präsentieren.
C – Comedy Slam
Ein Comedy-Slam kann zweierlei sein: Entweder handelt es sich um einen Wettbewerb unter Standup-Comedians und -Comediennes, bei dem das Publikum die Jury bildet, oder es gibt einen regulären Poetry Slam zu sehen, bei dem jedoch alle Autor*innen humoristische Texte präsentieren. So oder so: Wenn ihr Bock auf Stand Up, Comedy und Satire habt, sind das eure Abende!
D – Dead or Alive Slam
Ein ganz besonderes Slam-Format: Autor*innen aus der Slam-Szene treten mit ihren Texten gegen Schauspieler*innen eines Theaters an, die wiederum klassische Texte auf der Bühne präsentieren. Wer gewinnt? Klassiker von damals, oder Bühnenliteratur von heute? Dead or Alive?
E – Erpressertext
Kunst sollte nicht bewertet werden, beim Poetry Slam machen wir es trotzdem. Wer also in der Jury eines solchen Abends landet, muss ganz individuell überlegen, nach welchen Kriterien bewertet werden soll. Immer wichtig ist aber: Bewertet wird primär die Qualität eines Textes nicht die Nettigkeit von Autor*innen. Genau da setzen nämlich Erpressertexte an: Literarisch ist das, was grade auf der Bühne passiert, vielleicht „nur“ ganz okay, aber die vortragende Person erzählt etwas so Persönliches oder Emotionales, dass man sich als Jurymitglied furchtbar fühlen würde, vergäbe man jetzt nur mittelmäßige Punkte. Lasst euch nicht beirren! Ihr seid die Jury eines Literaturwettbewerbes und hier spielt eine Rolle, ob sie in euren Augen literarisch gut verpackt wurde, oder nicht.
F – Feature
Die Startreihenfolge eines Poetry Slams wird vor jeder Veranstaltung zufällig ausgelost. Dabei ist der erste Startplatz unter allen Auftretenden gefürchtet. Der Grund: Oft weiß das Publikum beim ersten Act des Abends noch nicht, was es vom Rest der Veranstaltung erwarten kann. Die Jury hält sich mit den 10-Punkte-Tafeln zurück, weil vielleicht noch jemand besseres kommt, und insgesamt sind alle Menschen im Saal noch nicht so euphorisiert, wie nach einer Stunde Veranstaltung und Gefühlsachterbahn. Damit der erste Startplatz also nicht völlig undankbar ist, gibt es fantastische (musikalische) Künstler*innen, die außerhalb des Wettbewerbes und den Saal anheizen. So oder so: Alle, die danach im Wettbewerb auftreten, sind ihnen zutiefst dankbar!
G – Grüner Jäger
In der Slam-Szene hat der Grüne Jäger einen besonderen Platz, weil die regelmäßig stattfindende „Jägerschlacht“ der Poetry Slam ist, der immer auch Startplätze für Newcomer*innen bereithält. Vielleicht ja auch für Dich?! Wenn Du Lust hast, Dich mit einem eigenen Text auf einer Hamburger Slam-Bühne zu versuchen, melde dich bei hamburg@kampf-der-kuenste.de
KOLJA FACH (*1998) steht nicht nur als Slammer
und Satiriker auf den Bühnen des Landes -
als Journalist bewegt er sich immer zwischen
Hochkultur, Underground, Politik und dem sozialen Leben.
So arbeitet er unter anderem neben seinen Auftritten
als Redakteur für Bremen Next und Bremen Zwei.
Erschienen in Programmheft Frühling 2024